Zwei kuschelnde Straßenkatzen

Informationen rund um das Thema Straßenkatzen

Wir leben ganz versteckt.
Stehende Katze mit Grafik einer Futterdose

Straßenkatzen sind Katzen, die kein Zuhause haben und somit meist ohne direkten Kontakt zum Menschen leben müssen. Sie werden auch als Streuner, herrenlose Katzen, Wildlinge, verwilderte oder frei lebende Katzen bezeichnet.

Jede einzelne Straßenkatze stammt ursprünglich von einer privat gehaltenen Katze ab, deren Besitzer ihr Freigang ermöglicht hat, ohne sie vorher kastrieren zu lassen. So konnten sich diese Tiere im Freien ungehindert miteinander vermehren. Auch ausgesetzte oder entlaufene Tiere lassen die Population der Straßenkatzen ansteigen. Draußen gebären sie – falls sie überleben – ihre Jungen, die sich weiter vermehren.

Wie viele Straßenkatzen gibt es in Deutschland?

In Deutschland gibt es vermutlich eine siebenstellige Anzahl an Straßenkatzen. Da die Straßenkatzen aber meist scheu und ängstlich sind, meiden sie den Kontakt zu Menschen, sodass ihre Existenz oft im Verborgenen bleibt. Dies erschwert es, die Population genau zu schätzen.

Immer wieder werden von politischen Entscheidungsträgern Zahlen zur Populationsgröße von Straßenkatzen gefordert. Auf Basis dieser Zahlen wird in vielen Fällen entschieden, ob Tierschutzvereine politische Unterstützung bei ihrer Arbeit für Straßenkatzen erhalten oder nicht. Das Thema ist aber sehr komplex: Straßenkatzenpopulationen wachsen trotz geringer Überlebenschancen sehr schnell und die Erhebung stellt Tierschützer vor große Probleme. Vor allem aber kann die Populationsgröße nicht das ganze Leid der Tiere abbilden.

Wo leben Straßenkatzen?

Da Straßenkatzen in Deutschland eher scheu und zurückgezogen leben, findet man sie vor allem an versteckten und abgeschiedenen Orten wie Schrebergärten, verlassenen Gehöften, auf Firmengeländen oder im Industriegebiet. Im ländlichen Raum sind sie vor allem auf Bauern- oder Reiterhöfen anzutreffen.

Wer hilft den Straßenkatzen in Deutschland

Der Deutsche Tierschutzbund kämpft schon seit Jahrzehnten zusammen mit seinen Landestierschutzverbänden gegen das Leid der Straßenkatzen. Unterstützt werden sie von den angeschlossenen Tierschutzvereinen, Tierheimen und den zahlreichen ehrenamtlichen Tierfreunden, die sich vor Ort aufopferungsvoll um die Straßenkatzen kümmern. Neben dem Einsatz der Tierschützer nehmen auch Katzenbesitzer eine wichtige Rolle ein. Denn die konsequente Kastration der eigenen Freigängerkatze ist eine wichtige Maßnahme im Kampf gegen die ansteigende Population der Straßenkatzen.

Top 5 Irrtümer

Vor allem in den südlichen Urlaubsländern begegnet man Straßenkatzen in
Innenstädten oder Hotelanlagen. Diese Katzen sind meist sehr zutraulich und oft sogar regelrecht anhänglich, da sie an die Präsenz des Menschen gewöhnt sind. Nicht selten werden diese Katzen von Einheimischen und Touristen gefüttert. Diese Katzen sind daher in der Regel von klein auf an die Anwesenheit des Menschen gewöhnt.

Auch in Deutschland leben unzählige Straßenkatzen. Anders als in südlichen Ländern sind die Straßenkatzen hierzulande sehr scheu und suchen keinen direkten Kontakt zum Menschen. Ein Grund dafür ist, dass es hier in den Städten keinen Lebensraum für Straßenkatzen gibt. Zwar gibt es auch bei uns Touristen, doch diese füttern die Tiere nicht. Die Straßenkatzen ziehen sich daher zurück und bleiben scheu, was sie an nachfolgende Generationen weitergeben. Dadurch bleibt das Leid dieser Tiere für viele Menschen unsichtbar.

Straßenkatzen einzufangen und zur Weitervermittlung in Tierheime aufzunehmen, ist meist keine Option – vor allem nicht für erwachsene Katzen. Junge Katzen haben nur eine sehr kurze Zeitspanne von einigen Wochen, um sich an den Umgang mit dem Menschen zu gewöhnen. Während der 2. bis 7. Lebenswoche – der sogenannten Sozialisierungsphase – lassen sich Katzen auf ein Zusammenleben mit Menschen ein.1 In den folgenden Wochen ist eine Gewöhnung an den Menschen auch noch bis zu einem gewissen Grad möglich, aber in vielen Fällen deutlich erschwert.2 Hatten Katzen in diesen für ihre Sozialisierung wichtigen ersten Lebenswochen keinen ausreichenden positiven Kontakt zu Menschen, ist es unwahrscheinlich, dass sie in einer häuslichen Gemeinschaft stressfrei leben können. Sie sind scheu, ängstlich, immer auf Fluchtmöglichkeiten bedacht und fühlen sich im Tierheim permanent überfordert. Hinzu kommt, dass es für diese wilden und scheuen Tiere wenig Hoffnung auf eine Vermittlung gibt, da das ängstliche Verhalten kaum reversibel ist.3 Daher ist es wichtig, dass Straßenkatzen im Zeitfenster der Prägungsphase gefunden werden. Während dieser Zeit können Tierfreunde die Katzen noch an den Kontakt mit den Menschen gewöhnen – nur so haben sie die Chance auf die Vermittlung in ein liebevolles Zuhause.

Die Verwechslungsgefahr von Wildkatze und getigerter Straßenkatze ist sehr hoch, weil sie sich äußerlich stark gleichen. Allerdings sind es zwei verschiedene Katzenarten. Anders als Straßenkatzen stammen Wildkatzen nicht von einer domestizierten Katze ab und sind damit nicht auf menschliche Hilfe angewiesen. Straßenkatzen sind normale Hauskatzen und damit hat der Mensch gegenüber diesen Tieren eine Sorgfaltspflicht. Anders als Wildkatzen sind Straßenkatzen nicht für ein Leben in der freien Wildbahn gerüstet.

Hier findest Du mehr Informationen zum Thema Wildkatzen.
 

Viele Katzen lieben es draußen zu sein. Diese Tatsache bedeutet aber nicht, dass Katzen auch längere Zeit alleine in der Natur überleben können. Ein Beispiel von Liesegang und Wanner verdeutlicht dies (zitiert nach Iben et al., 2021)4: Eine Straßenkatze (3,5 kg Körpergewicht) benötigt täglich circa 1250 kJ. Wenn sie sich nur von Mäusen (125 kJ pro Maus) ernährt, müsste sie täglich etwa 10 – 12 Mäuse fangen. Bei einem geringen Beuteangebot beginnt ein Teufelskreis: Katzen finden zu wenig Nahrung, mangelhaft ernährte Katzen erkranken schneller als gut genährte Tiere und damit wird wiederum der Jagderfolg eingeschränkt.5 Unterernährung ist damit zwangsläufig das Schicksal vieler Straßenkatzen.

Die romantische Vorstellung, dass Katzen unbeschwert durch die Natur streifen und den Menschen nicht brauchen, ist ein Trugschluss. Alle Hauskatzen sind domestizierte Tiere, die auf menschliche Hilfe angewiesen sind. Denn bei der Jagd fehlt den Tieren das Geschick ihrer wilden Vorfahren. Sie allein können weder sich noch ihren Nachwuchs dauerhaft ausreichend versorgen. Zu bedenken ist auch, dass es nicht damit getan ist, sie nur zu füttern. Dies kann zwar den Aufbau einer Mensch-Katze-Beziehung fördern, aber es sind doch vor allem das Spiel, die Ansprache und die Streicheleinheiten, die eine Beziehung entstehen lassen und eine bereits vorhandene Verbindung bestärken.6 Hinzu kommt die tierärztliche Versorgung, die essentiell für ein gesundes Katzenleben ist.

1 Schär, R. (2009). Die Hauskatze – Lebensweise, Verhalten und Ansprüche (6. Auflage). Ulmer Verlag.
2 Schär, R. (2009). Die Hauskatze – Lebensweise, Verhalten und Ansprüche (6. Auflage). Ulmer Verlag.
3 Lutz, H., Kohn, B., & Forterre, F. (2019). Krankheiten der Katze (6. Auflage). Stuttgart: Thieme.
4 Iben, C., Liesegang, A., Wichert, B., & Wolf, P. (2021). Ernährung der Katze (1. Auflage). Stuttgart: Thieme.
5 Schär, R. (2009). Die Hauskatze – Lebensweise, Verhalten und Ansprüche (6. Auflage). Ulmer Verlag
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6 Schär, R. (2009). Die Hauskatze – Lebensweise, Verhalten und Ansprüche (6. Auflage). Ulmer Verlag.

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